Donnerstag, 1. Dezember 2011

Reise nach Jerusalem

Irgendwo hatte ich von diesem Buch - positiv - gelesen. Und es mir zum Geburtstag gewünscht. Jetzt hatte ich krankheitshalber mehr Zeit und kam zum Lesen.

Es ist eine originelle Idee: Vom Berliner Brandenburger Tor bis nach Jerusalem zur Klagemauer in nur 20 Tagen zu reisen ohne einen einzigen Cent in der Tasche zu haben. Geht das? Josef Girshovich wettet, dass er es schaffen wird. Und tatsächlich - das sei vorweg genommen - gewinnt er die Flasche Champagner...

Es ist schon erstaunlich, diese Reiseschilderung der anderen Art zu lesen und den Autor durch neun Länder und cirka 5200 Kilometern zu begleiten, wobei er niemals weiss, wann und wie er weiterkommen wird. Zu unterschiedlich sind die Menschen, die ihm begegnen, die ihn mitnehmen oder stehenlassen. In den europäischen Ländern geht es noch, aber spätestens in der Türkei wird das ganze Projekt abenteuerlich. Aber am Ende zündet er die unterwegs mitgegebene Kerze in der Grabeskirche an und erreicht scheinbar auch die Klagemauer.


Warum sage ich scheinbar?
Weil der Autor gerade beim erwarteten Höhepunkt seiner abendteuerlichen Reise in nur noch angedeutete Erlebnisse verfällt. Schade eigentlich, da er sonst bei anderen Ländern und Städten sehr ausführlich über seine Beobachtungen - und darin immer wieder eingestreut gut recherchierte historische Fakten - berichtet. Nur die drei letzten Länder werden in Kurzform gestreift. Gerade das Erlangen des Zieles, seine Gefühle an der Klagemauer und überhaupt, wie er als Jude erneut sein Heimatland erlebt - das alles wurde aussen vorgelassen.

Und noch ein Manko: Der Schreibstil ist für den normalen Leser gewöhnungsbedürftig. Wen die Story, die einzelnen Begegnungen interessiert, muss nicht nur viele (zu viele?) Fakten mitlesen, nein, die Lesegeschwindigkeit wird durch komplizierten Satzbau auch noch stark gemindert. Für Grammatikfans und Wortspieler ist es allerdings ein Leckerbissen. Wenn man die Zeit mitbringt.

Ich habe bis zum Schluss durchgehalten (immerhin 270 Seiten) und bin um einiges Wissen reicher, hätte mir aber besser eine reduzierte und dafür durchgängigere Schilderung der Erlebnisse gewünscht.
Schade eigentlich für die viele Mühe, die im Projekt und im Buchschreiben steckt, weil sicher mancher Leser durch die geschilderten Schwierigkeiten abgeschreckt wird.

P.S. Wen das Buch interessiert - ich schicke es dem ersten Interessenten, der sich bei mir meldet gerne zu. Ich brauche dazu nur die entsprechende postalische Adresse...

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