Donnerstag, 18. Mai 2017

Noch ist es Zeit

Der neue Roman von Rolf Waller ist (anfänglich) nicht einfach zu lesen. Die etwas fremd anmutende Wortwahl macht das Lesen langsam.
Aber es ist - wie so oft: Nach einer Weile entfaltet sich der ganz eigene Charme des Autors und man liest sich in die Charaktere hinein, gewinnt zunehmend Interesse und zum Schluss baut sich dann der Spannungsbogen doch noch auf.
Roger, die Hauptfigur, hat eine klein-dörfliche Vergangenheit, kommt aus den Schweizer Bergen. Und landet im Großstadtdschungel. Lebt in einer Pension, arbeitet tagsüber und abends taucht er mehr und mehr in das oft anrüchige "Niederdorf" mit all seinen Vergnügungsmöglichkeiten ein.
Dem Autor ist es sehr gut gelungen, ganz verschiedene Charaktere zu zeichnen. Beziehungen aufleuchten zu lassen. Vergangenheit, oft unbewältigt, wieder aufbrechen zu lassen.
Auch wenn, wie in einem Fall, eine Frau keinen Ausweg mehr aus ihrem Lebensdilemma sehen mag und die Lösung in einer "anderen Welt" erhofft, so endet doch der Roman versöhnlich: Die Erinnerung an Pater Vincenz, der ihm guttat.
Und der - wieder mal - längere Aufenthalt in einer Kirche in der Besinnung auf das Wesentliche.
So zeigt der Autor, vielleicht auch als eigenes Lebensfazit, dass Ablenkungen, übermäßiger Alkohol- oder Frauengenuß keine wirkliche Bedürfnisbefriedigung zur Folge hat, sondern letztlich nur der Kontakt mit der himmlischen Welt.

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