Bei einer Haushaltsauflösung wurde es gefunden – und meine Frau  brachte es mit nach Hause. Das Buch von und über Rut Brandt, der zweiten  Ehefrau des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt. 
Die Norwegerin
1920 wurde sie als Rut Hansen geboren. In Norwegen, in Hamar. Wuchs  mit ihren Schwestern dort auf. In ihrem Buch schildert sie eindrucksvoll  und detailliert Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend. Ihr  schnörkelloser Schreibstil gefällt mir. Ihre Sachlichkeit, aber auch  ihre Wärme, die durch die Zeilen schimmert. Wenn es um Freunde geht.  Oder um ihre Heimat. Für diese setzt sie sich vehement ein, besonders,  als ihr Land von den Deutschen besetzt ist. Sie beteiligt sich an  Untergrundaktionen, verteilt Blätter des Widerstandes, wird von der  Gestapo verhört.  1942 flieht sie mit ihrer zwei Jahren älteren  Schwester Tulla auf abenteuerlichen Wegen nach Schweden.
Willy
Im Exil lernt sie Willy Brandt kennen. Der eigentlich Herbert Ernst Karl Frahm  heisst. Willy Brandt ist sein Deckname als Journalist in Skandinavien,  den er später als offiziellen Namen annimmt. Die beiden verlieben sich  und heiraten 1948. Es war beider zweite Ehe. Ruts erster Ehemann war  gestorben. 
Nach der Niedellage des Hitlerregimes zug Rut mit nach Deutschland.  Diesmal war es umgekehrt, diesmal trug sie Uniform und zählte zu den  “Besatzern”. Ihre Erzählungen über das Nachkriegsdeutschland, die  Trümmerfrauen und die brachliegende Infrastruktur sind einfach und  eindrücklich. Sie setzt sich mit den Entwicklungen ihrer neuen Heimat  auseinander. An der Seite von Willy Brandt, der ein unruhiges  politisches Leben führte, ist sie mehr der Ruhepol. Aus ihrer Ehe gehen  die Söhne Peter, Lars und Matthias hervor.
